Digitalisierung - der Tod des Buchs?
Vor der offiziellen Eröffnung der Frankfurter Buchmesse fand am Dienstag, den 10.10.2017 eine Eröffnungspressekonferenz statt. Auf dieser sprachen Heinrich Riethmüller, Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse) und Markus Dohle (CEO Penguin Random House) über die aktuelle und zukünftige Position von Büchern und Medien in Zeiten von Digitalisierung und einem veränderten Urheberrecht.
Aus Heinrich Riehtmüllers Vortrag ging hervor, dass das Buchgeschäft ein stabiles Geschäft sei, welches jedoch von der Politik einen Dämpfer durch ein neues Urheberrechtsgesetz erhalten hätte. Dies führe laut Riethmüller dazu, dass die Qualität von Büchern und damit auch unsere Bildung gefährdet sei. Als Beispiel führte er an, dass Schulen teilweise Lizenzierungen nicht mehr bezahlen müssten. Dadurch würde es sich für einen Verlag nicht mehr lohnen, in ein neues qualitativ hochwertiges Werk zu investieren.
In dem Punkt, dass das Buchgeschäft ein stabiles Geschäft sei, stimmten auch die beiden anderen Vortragenden mit Herrn Riethmüller überein. Zum Beispiel ging Juergen Boos auf die neuen Chancen ein, die mit der Digitalisierung einhergehen. Denn entgegen der landläufigen Meinung, dass die Digitalisierung den Büchermarkt bedrohe, könnten durch eine Umstellung des Büchermarkts die Chancen der Digitalisierung genutzt werden. Beispielsweise würden Menschen, die vorher nichts mit Hörbüchern zu tun hatten, über Spotify und Deezer in Kontakt mit diesen kommen und so als Neukunden gewonnen werden.
Das Hauptrisiko der Digitalisierung sieht Herr Boos in sogenannten Fake News, welche stark gefragt seien, um das eigene Bild von etwas zu belegen. Immerhin sei es einfacher und angenehmer, sich das bereits vorhandene Bild von etwas bestätigen zu lassen, als sich mit einer faktenbasierten Wahrheit auseinanderzusetzen und gegebenenfalls das eigene Bild ändern und ggf. Vorurteile beilegen zu müssen.
Auch die Frankfurter Buchmesse stehe in einem gewissen Konflikt, ob und wie stark sie gegen Fake News vorgehen soll. Doch Juergen Boos ist der Meinung, dass die Frankfurter Buchmesse weder bewerten wolle noch könne, was als Fake News aus der Messe zu verbannen ist und was nicht. Immerhin gebe es keine konkreten Kriterien für die Beurteilung. Eine Verbannung des Buches aus der Öffentlichkeit würde weder die dahinter stehenden Gedanken noch Ideen verschwinden lassen. Die Offenlegung hingegen sei eine Chance für Autoren, die ihr Können unter Beweis stellen könnten, und für Leser, die Gegengeschichten entwickeln und dagegenhalten könnten.
Auch für Markus Dohle, den CEO des Verlags Penguin Random House, bedroht die Digitalisierung das Medium Buch nicht. Immerhin sei es in der Essenz kaum ein Unterschied, ob die Informationen über ein gedrucktes Buch oder ein digitales E-Book zur Verfügung gestellt würden. Dies, in Kombination mit einem international wachsenden Buchmarkt und stabilen Geschäftsmodellen für Printmedien und E-Books, führe dazu, dass der Buchmarkt weiterhin stabil bleibe und die Bedeutung von Büchern auch in den nächsten Jahren nicht abnehme. Außerdem sei der Anstieg der Verkäufe von E-Books zurückgegangen und der Verkauf von Büchern stabil geblieben. Bücher seien also im Moment noch deutlich wichtiger als E-Books.
Aber entscheidend sei die Essenz des guten Buchs. Denn diese sei etwas Besonderes. Kinder und Jugendliche, die Jugendbücher lesen, würden Synapsen bilden, welche sie - neueren Studien der Hirnforschung zufolge -ohne das Lesen und Hineinversetzen in Geschichten nicht bilden würden.
Aber Dohle thematisierte auch Herausforderungen, die durch die Digitalisierung entstünden. Etwa würde die Buchhandlung mit der Zeit als Zwischenhändler wegfallen und der Verlag müsse sich immer öfter direkt an den Kunden wenden.
Eine weitere Herausforderung sei das Wachstum des Selfpublishings. Inzwischen gebe es 50 Millionen Buchtitel auf Amazon. Diese Überfülle mache es dem Leser schwer, sich für ein Buch zu entscheiden.
Dadurch wachse aber auch das Interesse nach einem qualitativ guten Buch und somit ergebe sich die Möglichkeit für Verlage, sich durch genau diese Qualität aus der Masse hervorzustechen.
Ein weiterer Erfolgsfaktor für die Zukunft sei, dass viele Filme auf Büchern basieren. Dies fördere den Verkauf von Büchern, da sich Menschen häufig auch für die Originalgeschichte interessieren.
Die drei Vortragenden schienen sich einig: Die Digitalisierung stelle die Verlage vor Herausforderungen. Diese Herausforderung lasse sich durch eine Umstellung des Buchmarktes jedoch in eine Chance und Wachstum umwandeln. Bisher habe die Digitalisierung noch nicht zur Bedrohung der Bücherwelt oder der Printmedien beigetragen.
Janosch Ott,
Schüler Gegen Vergessen für Demokratie
LiteraTeens der Lichtenbergschule Darmstadt
12.10.2017