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Rezension

„Surviving the Hell of Auschwitz and Dachau - A Teenage Struggle Toward Freedom From Hatred“

rezensiert von Vera Grosch und Flora Wiegand, 12. Klasse Lichtenbergschule, Darmstadt

„Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau. Ein Junge erkämpft sein Überleben“ (Surviving the Hell of Auschwitz and Dachau. A Teenage Struggle Toward Freedom From Hatred) ist eine Autobiographie des Holocaustüberlebenden Leslie Schwartz, welche – nachdem sie bei der Ersterscheinung in Dänemark direkt unter den Bestsellern gelandet war – 2010 auch in deutscher Übersetzung im Lit Verlag erschien. 2013 wurde das Manuskript von Leslie Schwartz und Marc Bonagura noch einmal sorgfältig überarbeitet und liegt nun auch in sehr gut lesbarer englischer Sprache vor.

Das Leben des jüdischen Leslie Schwartz beginnt mit seiner Geburt am 12. Januar 1930 in Baktaloranthaza, einer Kleinstadt in Ungarn. Sein Geburtsname ist Laszlo. Das Buch berichtet über die vielen Schicksalsschläge, die dem jungen Leslie (wie er sich seit seiner Auswanderung in die Vereinigten Staaten nennt) widerfahren.

Zuerst stirbt sein Vater, dann wird 1940 die jüdische Schule geschlossen und er muss fortan auf eine katholische Schule gehen, auf der er als Jude ein Außenseiter ist. Drei Jahre später kommt es zur ersten Deportation der Familie, sie kehren jedoch auf Befehl der ungarischen Zuständigen nach kurzer Zeit wieder nach Hause zurück. Später wird die Familie gewarnt, dass es zu einer erneuten Deportation kommt. Der Alltag in Ungarn wird durch die Propaganda der Deutschen und die damit verbundenen erschwerten Lebensumstände für die jüdische Bevölkerung geprägt. Die Familie Schwartz verbringt nun eine Woche im Ghetto Kisvarda, bevor sie dann in Viehwagen, eng zusammengepfercht mit 70-100 weiteren Juden, nach Auschwitz transportiert werden.

In Birkenau teilt der berüchtigte KZ-Arzt Dr. Josef Mengele die Familie auf. Dies ist der Tag, an dem Leslie zum letzten Mal seine Mutter und Schwester sehen wird und über den er später sagt: „Ich war ein Mann geworden, ein Mann im Alter von 14 Jahren, und ich sagte mir ,Ich werde es irgendwie hinkriegen'“ – Und er schafft es trotz aller Widrigkeiten, sich mit Hilfe eines Freundes in einen Zug nach Dachau zu schmuggeln und somit sein Leben zu retten. Hier bleibt er einige Monate als jüngster Zwangsarbeiter, bevor er ins Arbeitslager Allach kommt und als Arbeitssklave schwerste Arbeiten verrichten muss. Dann wird er einem der Todeszüge (ein Zug, mit dem die Nazis die Insassen der KZs in den Tod schickten) zugewiesen und ihm gelingt es dank der Unterstützung verschiedener Personen mit Zivilcourage, in Poing zu überleben.

Kurz vor seiner Befreiung war der Zug durch Luftangriffe der Alliierten schwer beschädigt worden, woraufhin die Insassen kurzfristig freigelassen wurden, nur um kurze Zeit später wieder gewaltsam in den Zug gesperrt zu werden. Drei Tage später wird Leslie in Tutzing befreit und lebt einige Zeit in einem Displaced Persons-Lager, bevor es ihm Verwandte ermöglichen, bei ihnen in Amerika zu leben. Es gelingt ihm, nach Amerika zu reisen und rückblickend erinnert er sich genau an den Anblick der Freiheitsstatue, denn hier beginnt für ihn endlich das verdiente Leben in Freiheit.

Die Sprache ist einfach gehalten und für jeden verständlich – sehr nüchtern und schonungslos ehrlich; durch die oft kurzen Sätze entsteht viel Spielraum, in dem der Leser sich gut in Leslie hineinversetzen und seine Gefühle nachvollziehen kann.

Es ist eine Geschichte voller Mut, Hoffnung und Kampf um Humanität in so hoffnungslosen Zeiten.

Insgesamt hat uns das Buch „Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau. Ein Junge erkämpft sein Überleben“ gut geholfen, die Zeit besser zu verstehen, in der Leslie Schwartz gelebt hat. Außerdem bekommt man zusätzlich zu den sachlichen Fakten der Geschichtsschreibung einen individuellen Zugang, was einem das ganze Ausmaß der NS-Verbrechen noch realistischer vor Augen führt und die Vorgänge besser nachvollziehen lässt.

Deshalb können wir das Buch empfehlen. Die Neuüberarbeitung auf Englisch ziehen wir der deutschen Übersetzung vor, weil sie Leslies Intention besser vermittelt; es wird nachvollziehbar, was ihn unermüdlich zu Begegnungen und Gesprächen mit Schülern motiviert. Aus persönlichen Gesprächen wissen wir, dass er genau diese Worte gewählt hat, um seinen Lebensweg vom kleinen ungarischen Jungen zum rassistisch verfolgten Nazi-Opfer und Holocaust-Überlebenden zu beschreiben. Außerdem befinden sich in der englischen Neuauflage zusätzliche Berichte, die zeigen, wie Leslie Schwartz heute mit dem Geschehenen umgeht und wie er vor allem daran interessiert ist, Schülerinnen und Schüler mit einzubinden.

Leslie Schwartz betont immer wieder, wie wichtig es ihm ist, mit Jugendlichen in Deutschland zusammenzuarbeiten und gegen alle Aspekte der Inhumanität anzukämpfen, die ihm widerfahren sind und die auch heute an verschiedenen Stellen in der Welt wieder aufbrechen könnten, da die zivilisatorische Decke ziemlich dünn ist. Während seiner jährlichen Besuche in Deutschland pflegt er außerdem die engen Kontakte, die er zu all jenen Leuten hegt, die ihn damals unterstützt haben, als er ihrer Hilfe am meisten bedurfte. Am 1. Juli 2013 hat er in München für sein großes Engagement bei der Aufarbeitung der NS-Verbrechen und seinen Dialog mit der jungen Generation das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen, worüber er sehr erfreut ist – und wir mit ihm. Wir freuen uns, dass er unserer Schule weiterhin verbunden bleibt und auch den nächsten Jahrgängen von seinen Erfahrungen berichten möchte.


Text von Vera Grosch und Flora Wiegand, 12. Klasse Lichtenbergschule Darmstadt

geschrieben am: 15. Dezember 2015 unter der Betreuung von Margit Sachse